Seien Sie da
Den meisten Menschen fehlt die Erfahrung im Umgang mit Trauernden: Aus der Angst, nicht richtig helfen zu können, ziehen sie sich zurück um zu warten, bis sich der Trauernde „wieder gefangen hat“. Für einen Trauernden ist es jedoch nicht wichtig wie „professionell“ ein Trost ist – was zählt ist es, sich in der Trauer nicht allein gelassen zu fühlen.
Hören Sie zu
Wer trauert, ist in einer neuen, ungewohnten Situation mit neuen, ungewohnten Gefühlen. Da hilft es, reden zu können und jemanden zu haben, der einfach da ist und zuhört. Aber lassen Sie den Trauernden entscheiden, wann, worüber und ob er sprechen möchte.
Machen Sie keine Vorschriften
Für Trauer gibt es keine vorgeschriebenen Formen. Meiden Sie daher Sätze wie „Du musst jetzt …” oder „an Deiner Stelle würde ich …”; machen Sie stattdessen Angebote: „Was hältst du davon, wenn …”.
Lassen Sie Gefühle zu
Wenn ein Trauernder weint, lassen Sie ihn weinen, und wenn Ihnen selbst danach ist zu weinen, weinen Sie mit. Gefühle zu unterdrücken um es dem anderen nicht so schwer zu machen, lässt Sie unbeteiligt erscheinen.
Üben Sie Nachsicht
Wer trauert, denkt und fühlt anders als Sie es kennen oder erwarten mögen. In der Trauer kann Zorn auf alles und jeden entstehen – auch auf Sie! Seien Sie darauf gefasst und bedenken Sie, dass Sie selbst in einer Trauersituation vielleicht genauso reagieren.
Widersprechen Sie nicht
Oft machen sich Trauernde Vorwürfe, fühlen sich für den Tod des Verstorbenen verantwortlich; dies ist ein wichtiger Schritt im Trauerprozess. Sagen Sie dann nicht pauschal „das stimmt nicht”, sondern versuchen Sie klarzumachen, dass selbst bei aller Liebe niemand Macht über Tod und Leben eines anderen hat. Und sollte wirklich etwas versäumt worden sein, machen Sie deutlich, dass dies nicht in böser Absicht geschah.
Ergreifen Sie Initiative
Mit einem Satz wie „melde Dich, wenn Du mich brauchst” werden Sie keine Reaktion hervorrufen. Bieten Sie lieber konkrete Hilfe an, z.B. bei der Hausarbeit, im Garten, beim Einkauf, bei Behördengängen beim Betreuen von Kindern oder Haustieren.
Seien Sie konkret
Pauschale Vorschläge wie „wir können ja mal Kaffeetrinken gehen” werden meist nicht angenommen. Laden Sie bewusst ein: „Ich erwarte Dich übermorgen Nachmittag zum Kaffee”; wiederholen Sie ihr Angebot, wenn es nicht beim ersten Mal angenommen wird.
Helfen Sie langfristig
Ihre Hilfe ist nicht nur unmittelbar nach der Beerdigung gefragt, sondern auch später – zum Beispiel am Geburtstag des Verstorben.
Sprechen Sie über Verstorbene
Wer über Verstorbene bewusst nicht spricht um beim Hinterbliebenen keine schmerzlichen Erinnerung auszulösen, vermittelt vielleicht den Eindruck, als hätte der Verstorbene für ihn nicht existiert; wenn Sie also über Vergangenes reden, klammern Sie Verstorbene dabei nicht aus.
Begreifen Sie Trauer als einzigartig
Wenn Sie eigene Trauer-Erfahrungen haben, sprechen Sie darüber. Aber sagen Sie nicht „ich weiß, was Du jetzt fühlst” – das löst eher Abwehr aus, als dass es hilft. Es ist auch nicht ratsam, erfolgreiche Trauerstrategien auf einen Trauernden zu übertragen: Jeder Trauernde befindet sich in einer einzigartigen Situation und sucht eine einzigartige Lösung.
Spielen Sie den Tod nicht herab
Einen „schönen” oder „leichten” Tod gibt es nicht! Dem Tod eines geliebten Menschen Positives abgewinnen zu versuchen, wird kaum als Hilfe empfunden werden.
Schreiben Sie etwas
Wenn es Ihnen schwer fällt, Gedanken auszusprechen, schreiben Sie sie. Geschriebenes kann sogar durch mehrfaches Gelesenwerden mehrfach trösten!